Was ist ein Logframe, Carlos Guerrero?

Carlos Guerrero ist einer dieser rastlosen Berater, die Woche für Woche um die Welt jettet um selbige zu retten. In seiner Heimatstadt Barcelona ist er nur ganze 6 Wochen im Jahr, sonst reist er nach Südamerika, Afrika und Asien um dortigen NGOs beim Entwickeln und Formulieren von Projektanträgen an z.B. die EU zu helfen.

 

In einer wilden Woche Anfang des Monats hat er hier in Phnom Penh gleich drei NGOs bei einem umfangreichen EU-Antrag geholfen. Abends erzählte er dann seine wilden Erlebnisse in der Hölle auf Erden (Guinea), dem unmöglichen Leben in Barcelona und seine Strategie den zehn ärmsten Ländern dieser Welt zu helfen. Wenn Carlos lauthals lacht, steckt es voller Energie und Aufbruch. Da wird selbst aus einem langweiligen Logframe eine spannende Sache.

Dariush: Carlos, wir beschäftigen uns dieser Tage hier im Workshop ja mit dem berüchtigten Logframe, kannst Du erläutern, was das überhaupt ist?

 

Carlos: Naja, „berüchtigt“ trifft es schon ganz gut. Der „Logical Framework“ geht zurück auf ein Ansatz aus der amerikanischen Organisations- entwicklung der späten 60er Jahre. Man hat sich damals gefragt, wie man eigentlich die unzähligen Projektanträge, die aus der ganzen Welt eingingen fair vergleichen und bewerten kann. Nach dem Leitspruch “You cannot manage what you cannot measure” wurde ein Planungsinstrument entwickelt. Zunächst in der amerikanischen Entwicklungszusammenarbeit und dann später auch vermehrt bei anderen Gebern, taucht der Logframe als ein wichtiger Bestandteil jeder Antragsstellung auf. In der Europäischen Kommission wurde das Instrument erst zu Beginn der 90er Jahre eingeführt und hat seither seinen festen Platz in der Antragsstellung und der Durchführung von Projekten, nicht nur im NGO-Bereich.

Dariush: Was genau muss den eine NGO leisten um einen Logframe erstellen zu können?

 

Carlos: Der Logframe oder die Projektplanungsübersicht versucht  auf nur etwa 2 bis 3 Seiten all das zusammenzufassen, was man zur schnellen Bewertung eines Vorhabens braucht.  Die Übersicht veranschaulicht aber nicht nur wer, was, wann und in welchem Umfang und zu welchen Kosten leisten soll, sie gibt auch Antwort auf immer noch aktuelle Fragen nach Effizienz, Effektivität, Wirkung und Nachhaltigkeit. Dabei werden dargestellt: Interventionslogik, Objektiv nachvollziehbare Indikatoren, die Quellen der Nachweisbarkeit und die Annahmen und Risiken.

Dariush: Du meine Güte! Ist das nicht etwas unfair? Wie soll das eine NGO die das System nicht kennt, sowas überhaupt leisten. Die großen internationalen Organisationen haben ja recht professionelle Teams, die den ganzen Tags nichts anderes tun. Wie soll es da denn eine Chancengleichheit geben?

 

Carlos: Das ist natürlich ein Problem. Generell ist der Grad an Komplexität bei dem Logframe und den dazugehörigen Mechanismen wie Project Management Cycle, ein Problem-/Lösungsbaum und die Logframe Matrix eine schwere Hürde für so manche Organisation, auch den vermeintlich professionelleren übrigens. Aber im Grunde kann man es so sehen, dass es eher der Versuch ist mehr statt weniger Chancengleichheit herzustellen, weil sich alle der gleichen Systematik unterwerfen müssen.

 

Dariush: Du bewertest ja auch im Auftrag von der EU Projektanträge, was ist denn bei Dir besonders wichtig?

Carlos: Im Ganzen muss der Antrag und der Logframe natürlich stimmig sein und mit der Ausschreibung eine große Übereinstimmung aufweisen. Im kleineren sind es dann so die Details, die mich aufhorchen lassen. Wenn es zum Beispiel gelingt das komplexe Projekt in einem guten Titel wiederzugeben, der schnell deutlich macht worum es geht. Oder wenn die Antragsteller sauber nachweisen können, inwiefern ihr Ansatz wirklich bei den Menschen ankommt und nicht in NGO Struktur versickert.

 

Dariush: Hast du denn bis jetzt in jedem Land, in jedem Umfeld geschafft in der oftmals knappen Zeit einen Logframe mit der NGO zu entwickeln?

 

Carlos: Klar, das ist manchmal ein hartes Geschäft. So wie bei euch zum Beispiel, weil da drei NGOs an einem Tisch sitzen, die vorher noch nicht zusammen gearbeitet haben. Aber gelingt eigentlich immer. Besonders überraschend ist dann zu sehen, welcher Logframe erfolgreich ist und welcher nicht. Manchmal sind es die, die unter höchster Zeitnot und den absurdesten Umständen entstanden sind, die es am Ende schaffen.

 

Dariush: Carlos, ich danke Dir für das Gespräch.