Was ist Friedensdienst, Julia Krojer?

Julia Krojer arbeitet als „Researcher and Documentation/Publication Officer“ bei SLADEA (Sierra Leone Adult Education Association) in Freetown, Sierra Leone. Ihre Entsendeorganisation ist “Brot für die Welt” und ihr Entsendeprogramm ist der zivile Friedensdienst.

 

Julia hat Fotografie und Internationale Entwicklung in Wien studiert und die letzten Jahre als Fotografin gearbeitet. Julia ist eine Burgenlandkroatin aus Österreich und wer einmal erlebt hat, wie sich diese Bevölkerungsgruppe untereinander anschreit wenn sie sich ganz normal unterhalten, der wünscht sich dringend Frieden.

Dariush: Was ist denn der Friedensdienst? Ihr leistet Dienst für den Frieden, oder im Frieden?

 

Julia: Seit ca. 11 Jahren ist der Krieg hier in Sierra Leone vorbei. Um den Frieden zu erhalten versuchen wir die Zivilgesellschaft zu stärken. Dafür haben wir verschiedene Programme aufgelegt. Wir fahren zum Beispiel in die wichtigsten Städte des Landes und führen auf Marktplätze kleine Dramen und Musikperformance zum Thema "Peace at Home" auf.

Dariush: Und woran misst man den Erfolg von einem Friedensdienst konkret? Schaut ihr euch einmal im Jahr an, ob es Konflikte gegeben hat und wie ihr darauf Einfluss hattet? Der Begriff "Frieden" ist doch sehr hoch gegriffen. Geht es nicht mehr um gesellschaftliche Stabilität?

 

Julia: Ja, gesellschaftliche Stabilität trifft es nicht schlecht. Meiner Meinung nach geht es darum Bewusstseinsbildung zu unterstützen. Aber es zu messen ist natürlich sehr schwierig. Um bei dem Beispiel unserer kleinen Veranstaltungen auf den Marktplätzen zu bleiben, da haben wir nach der Performance immer dem Publikum die Möglichkeit gegeben über die Thematik zu diskutieren. Einerseits damit wir sehen wie es verstanden wurde und andererseits um ihnen die Möglichkeit zu geben ihre Geschichten zu erzählen.

 

Dariush: Julia, ich weiß ja, dass du eine persönliche Beziehung zu Afrika hast, aber aus meiner Sicht frage ich mich: Warum eigentlich Friedensarbeit in Sierra Leone? Sollte es nicht ein stärkeres Interesse an Frieden/gesellschaftliches Stabilität von Seiten Deutschlands in Griechenland geben. Oder den Vororten von Paris oder Berlin?

 

Julia: Bestimmt, da bin ich ganz deiner Meinung. Ich habe mich selbst auch schon mit dem Gedanken auseinandergesetzt, lieber zuhause mehr zu erreichen, aber für mich war es mal wichtig raus aus meiner eigenen Umgebung zu kommen und etwas anderes zu erleben und zu lernen. Für mich ist es wichtig, Europa mal aus der Ferne zu erleben. Auch um zu erfahren, was der Grund für Menschen hier in Afrika ist ihr eigenes Land zu verlassen.

Dariush: Du hast eben von Indikatoren gesprochen. Woran misst du denn für dich selbst nach 3 oder 6 Jahren, dass du „erfolgreich“ warst?

 

Julia: SLADEA hat ein sehr wichtiges Radio Programm, dass sich mit interessanten Geschichten aus dem Alltag der Bevölkerung auseinandersetzt. Wir planen diese eventuell zu verfilmen und mittels Mobile Cinema den Menschen zugänglich zu machen. Ich denke wenn ich kleine oder etwas größere Projekte wie diese umsetzten kann, dann kann ich ganz gut zufrieden sein.

 

Wichtig ist zudem, dass ich jemanden finde, der meine Arbeit im Bereich Öffentlichkeitsarbeit - sprich Bewusstseinsbildung, übernehmen wird. Nicht das all das das ich versuche hier aufzubauen in den Sand läuft.

Dariush: Woher weißt du eigentlich, dass es eine Bereitschaft im Land gibt, sich mit solchen Themen auseinander zu setzen?

 

Julia: Weil es die Menschen, wie am Beispiel Landraub zu erkennen, ganz konkret betrifft. Soviel ich bis jetzt in meiner kurzen Zeit gesehen habe, sind die Leute dankbar über die Arbeit von SLADEA. Sie lernen ihren Namen zu schreiben und lernen zu berechnen wie viel ihr Land wert ist. Weiterhin lernen sich auch zu verhandeln. Die Menschen hier sind nach einem langen Bürgerkrieg einfach müde, sie wollen Frieden und diesen auch erhalten.

 

Dariush: Julia, ich danke Dir für das Gespräch.

 

Julia: Pfirti