Es regnet. Das Land versinkt, wird fruchtbar und endlich wieder grün. Es wandeln sich Rinnsale in Ströme und kleine Pfade werden zu Matschrutschen. Wohl dem der gemütlich in seinem Museum in der Hauptstadt sitzt.

Jeder, der raus ins Feld muss, ruckelt sich mühsam durch die abgelegen Provinzen des Landes. Und wird belohnt mit einer Natur, die in Phnom Penh Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Die einen bleiben in ihrem Rolls-Royce in der Hauptstadt stecken, die anderen watscheln barfuß durch den Matsch und hoffen, dass die Schlangen genauso ängstlich sind, wie man selbst.

In einem Flüchtlingslager an der thailändisch-kambodschanischen Grenzen bildete sich 1986 die Gruppe "Phare Ponleu Selpak". Die Idee war es, den Kindern im Lager durch Theater und Kunst ein bisschen Abwechslung vom tristen Alltag zu bieten.

Inzwischen betreut die NRO in Battambang 1.200 SchülerInnen aus der Region. Eine davon ist Amara.

Rita trifft Amara

Zwischen Rita und mir hat sich ein feststehender Begriff etabliert, der beschreibt, was ich tue, wenn ich mal wieder raus ins Feld zu unseren Projektdörfern fahre:

„Ich stehe neben einem leeren Brunnen.“

So oft wie ich unterwegs bin, kann es ja gar nicht ausbleiben, dass sich Dinge wiederholen oder man Situation regelmäßig erlebt. Bei meinen Besuchen in den Dörfern kommt es, fast schon traditionell, mindestens immer einmal pro Besuch dazu, dass man mir oder dem angereisten Geldgeber einen kaputten oder leeren Brunnen zeigt.

Nouchine wollte einen Säbel. Einen aus Holz und in einer bestimmten Form. So einen wie ihn ihr Lieblingszeichentrickpirat mit sich herumführt. Eigentlich kein großer Wunsch, aber es sind ja gerade diese individuellen Wünsche, die uns in Kambodscha vor erhebliche Probleme stellen.

In einer Stadt, in der es gerade 2 Spielwarenläden gibt, die zudem ausschließlich chinesische Plastikschrott "Made in Tianjin" anbieten, war das keine leichte Aufgabenstellung. Aber man wächst ja an seinen Aufgaben und den ungeduldigen Blicken der Tochter, die sich den Säbel bereits zu Weihnachten gewünscht hatte.

Am vergangen Mittwoch feierte das Tuol Sleng Museum seinen 36sten Jahrestag. Anlässlich dieses Ehrentages wurde eine neue Sonderausstellung mit dem Namen „Skill and Fortune“ (Geschick und Glück) eröffnet. Sie erzählt die Geschichten von zwei der wenigen überlebenden Insassen aus der Zeit. Sie wurden vor allen Dingen deshalb verschont, weil sie mit ihren Fähigkeiten nützlich für die Gefängnisverwaltung waren.

Zur Eröffnung kamen die Zeitzeugen, die eindrücklich von ihren Erlebnissen im Tuol Sleng Gefängnis zu berichten wussten.

Seit einigen Wochen bin ich etwas betrübt. Grund dafür sind die sporadischen Gespräche zwischen Rita und mir über unsere weitere Zukunftsplanung. Ein Jahr vor meinem Vertragsende in Phnom Penh, sehen wir uns immer mal wieder mit der Nachfrage konfrontiert, wie es denn nun weitergeht.

Wir wollen uns erst im Winter entscheiden, aber natürlich ist der Gedanke ständig präsent und damit auch die Tatsache, dass es dann ja irgendwann einmal wieder zurück nach Deutschland geht. Dabei erlebe ich die Zeit hier als großes Geschenk. Die vielleicht besten Jahre meines Lebens.

Aufregende Neuigkeiten aus dem Herzen Phnom Penhs: Der erste Straßentunnel des Landes (!) wurde an der Kreuzung Mao Tse Tung Blvd., Ecke Russian Blvd. eingeweiht.

Gewiss, eigentlich ist ein neuer Tunnel an Belanglosigkeit nicht zu überbieten. Wer aus einem Land kommt, mit Ingenieurleistungen die weltweit einen hervorragenden Ruf genießen und dessen genaue Planung zu spektakuläre Bauten wie den Flughafen Berlin Brandenburg, die Elbphilharmonie oder den Bahnhof Stuttgart 21 geführt hat (also bald), den beeindruckt sowas natürlich nicht.

Nicht jedes Wochenende muss man spektakuläre Aktivitäten mit den Kindern durchführen. Hin und wieder reicht es schon auf einen Hügel zu klettern und runter zu blicken. Wenn dieser Hügel dann auch noch ehemals königlich war, dann lohnt es sich allemal.

Nouchine zeigt Udong

Es gibt divergente Meinungen über die Lebensqualität in Kambodscha (z.B. bei Rita und mir), aber alle sind der Ansicht, dass die uneingeschränkte Begeisterung der Kambodschaner noch jeden internationalen Quatsch zu einem nationalen Feiertag werden zu lassen, großartig ist. Ich habe hier Gedenk-, Feier- und Initiativtage absolviert, dessen Existenz mir im westlichen Europa niemals ersichtlich waren. So ist heute zum Beispiel der: Jugendtag. Nicht zu verwechseln mit dem katholischen Weltjugendtag oder dem Kindertag, beides gibt es hier ebenfalls.

Nouchine war mit ihrer Klasse vor ein paar Monaten auf einem Ausflug zur Eislaufbahn im örtlichen Einkaufszentrum. Weil ihr das so großen Spaß gemacht hat und Jonathan auch gerne einmal auf den Popo klatschen wollte, durften die zwei zusammen mit Srey Net noch einmal hin.

Weil die Jackfrucht äusserlich der stinkenden Durianfrucht recht ähnlich aussieht, schrecken viele vor ihrem Verzehr zurück. Dabei schmeckt sie viel besser und bietet einen erfrischenden Snack.

Jonathan probiert Jackfrucht

Als wir am 05. August 2013 zur unseren ersten TukTuk-Fahrt in Richtung Kindergarten in Toul Kork aufbrachen, schaute ich in die verblüfften Gesichter meiner Familie. Die Kulisse, die an uns und dem knatternden Gefährt vorbeizog, machte uns wohl gleichermaßen neugierig und perplex.

Darüber, wie es uns seitdem in Kambodscha ergangen ist, haben wir nun seit genau 2 Jahren regelmäßig berichtet. Über die Routinen und Überraschungen, die unausweichlichen Niederlagen und die kleinen Erfolge, sowie die vielen unbekannten Facetten des Landes.

Es gibt viele Menschen in der Entwicklungshilfe in Kambodscha. Sie arbeiten in Hilfsorganisationen oder an den staatlichen Stellen im ganzen Land verteilt. Doch nur wenige können sich der selben  Aufmerksamkeit erfreuen, wie Rita im zentralen Gedenkort für die Gräueltaten der Roten Khmer.

Andauernd gibt es Besuch von ausländischen Delegationen. Toul Sleng steht regelmäßig auf dem Programm von Abgeordneten, Staatssekretären, EU-Beamten etc. Letzte Woche schaute dann Angelina Jolie vorbei.