Durch die Nacht: Zocken mit Ivan

Wo ist Ivan?
Wo ist Ivan?

Für die meisten chinesischen Besucher ist Kambodscha als Reiseziel vor allen Dingen wegen der sehr liberalen Casinopolitik interessant. Während viele andere buddhistische Länder Glückspiel verbieten oder zuminderst stark einschränken, ist in Kambodscha wie so oft alles möglich.

 

Das 1995 erbaute NagaWorld in Phnom Penh, mit einem Profit von $ 260 Mio. und Monopollizenz bis 2035, ist dafür ein schönes Beispiel. Hier können die Spieler nach Herzenslust ihr Geld in die einarmigen Banditen investieren oder ihr Spielgeschick bei Baccara, Roulette oder Poker beweisen.

Das Kasion verfügt über mehrere Spielbereiche, nur die großen Flächen im Erdgeschoss sind öffentlich zugänglich. Der Rest ist für die finanzstärkeren Spieler vorgesehen. Zusammen mit Ivan, der so alle 3 Monate sein Glück beim Blackjack versucht, habe ich diesen Ort erkundet. Eine Welt, die einen gar nicht vermuten lässt, welche Lebensbedingungen direkt in der Nachbarschaft noch herrschen.

 

Es gibt Freibier und Freishrimps für jeden und etwas mehr für die „High Roller“. An jeder Ecke stehen Aufpasser die, und das ist tatsächlich nicht unbedingt üblich im Land, wachsam das Geschehen kontrollieren. Das alles blendet aber Ivan schnell aus, sobald er am Tisch Platz genommen und die ersten Chips gesetzt hat.

Weil die Khmer einerseits nicht so viel Geld haben und andererseits ja aus spirituellen Gründen nur ungerne selbst spielen, beobachten viele von ihnen an den Tischen das Geschehen. Sobald sie einen geschickten Spieler ausgemacht haben, setzten sie ihre Chips auf diesen Spieler. So spielen sie selbst aktiv nicht und können zudem auch noch den Mindesteinsatz umgehen. Da Ivan recht gut im Blackjack ist, war er schnell von einer Gruppe laut beratschlagender Khmer umgeben.

 

Ich habe derweil den hauseigenen Club unsicher gemacht, bin durch ein künstliches Macau geschlendert und habe, sehr zum Ärger Ivans, die Vergnügungsdamen immer zu ihm geschickt. Der Hinweis „He just won 800 Dollar“ („Er hat gerade 800 Dollar gewonnen“) wirkte da Wunder.

Es ist ein surreales Erlebnis dabei zuzusehen, wie die Monatsgehälter von einfachen Bauern in einem Rutsch verzockt werden. Aber so ganz konnte ich mich der Faszination auch nicht entziehen. Mit fortschreitender Nacht stand ich fest an Ivans Seite, um mich großer Verantwortung meinen immer betrunkeneren Kompagnon durch das Spiel zu leiten.

 

Meinerseits habe ich nur einmal gesetzt, dafür dann aber gleich alles. Als wir gegen 3 Uhr nachts aus dem Gebäude kamen, musste ich aus einer Heerschaar von sichtlich übermüdeten und angetrunkenen TukTuk-Fahrern ein Gefährt für die Heimat auswählen. Ivan und ich rauschten durch die stille Nacht und die leeren Straßen dieser unergründlichen Stadt.

Rien ne va plus.

Die Bildrechte liegen bei "NagaCorp Ltd."
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