Man kann sicherlich geteilter Meinung darüber sein, ob es sich lohnt für eine Ersparnis von 2 $ mit einem Verkäufer 40 Minuten lang zu handeln. Aber wenn man es erst einmal als grundlegende Geschäftsbedingung in diesem Land voraussetzt, dass alles überteuert angeboten wird und das Handeln ein Element für ein ökonomisches Überleben ist, dann bringt es sogar richtig Spaß.
Allerdings nur mir. Rita wischt solche Bitten meinerseits regelmäßig beiseite („Die handeln hier nicht.“), um dann ungestört die Abendgarderobe für die jährlichen Botschaftsempfänge zu erweitern.
Ich bin da etwas stringenter, dabei mag natürlich auch eine Rolle spielen, dass in den letzten Wochen der Euro-Dollar-Kurs sich sehr zu unserem Nachteil entwickelt hat und wir inzwischen mit 400 Dollar weniger im Monat auskommen müssen.
Inzwischen kann ich stolz behaupten, dass ich obwohl ich die Sprache nicht beherrsche, doch in vielen Situationen mit guten Erfolgen hervor gehe. Das liegt auch daran, dass ich in dem vergangenen Jahr viele Gespräche beobachtet habe und nun praktisch alles anders mache, als ich es ursprünglich für richtig erachtet habe.
Ich gehe zum Einkaufen grundsätzlich nur in der Mittagszeit, denn dann ist jeder müde. Ich finde, dass junge Verkäufer leichter zu „knacken“ sind als ältere, und Männer wesentlich leichter als Frauen. Ich suche ein Produkt aus, nehme es in die Hand und frage mantraartig nach dem Preis. Niemals sage ich selbst etwas zu dem Preis sondern lächele freundlich, spreche mit sehr leiser Stimme und frage immer wieder, was es denn nur wirklich kostet.
Dadurch, dass ich nicht wie früher argumentiere, nachhake oder anfange zu streiten, verliere ich keine unnötige Energie. Es ist sowieso sinnlos auf der Sachebene eine Preisdiskussion zu führen. Das gibt es dann immer ganz schnell Verständigungsprobleme.
Viel Erfolgversprechender ist das beharrliche, freundliche und leise Nachfrage. Letzte Woche habe ich mir neue Sandalen gekauft. Von den ursprünglichen 15 Dollar war man ganz schnell bei 13. 12 Dollar waren dann das letzte Gebot, bis ich nach 30 Minuten Dauerlächeln ihn auf 10 Dollar runter hatte.
Seitdem schreite ich beschwingten Schrittes durch den mühseligen Tag, mit 2 Dollar extra in der Tasche.
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