TV Cambodia (3): Die Frühnachrichten

Wer morgens die Nachrichten in Kambodscha anschaltet, braucht einen robusten Magen und ein Gemüt, das sich nicht leicht erschüttern lässt. Anders sind die Bilderorgien im hiesigen Programm nicht zu ertragen, vor allen Dingen wenn man nebenbei noch am Essen ist.

Wenn ich mit meinen Kollegen im Land unterwegs bin, dann heißt es früh aufstehen. Spätestens gegen 6 Uhr machen wir uns auf den Weg, sonst sind die Straßen in Phnom Penh durch den Berufsverkehr zu verstopft.

Wir machen dann nach gut 2 Stunden eine erste Rast zum Frühstücken. Dabei läuft stets der Fernseher und ich verfolge fassungslos die aufbereiteten Berichte. Denn in Kambodscha sind neben Jubelmeldungen anlässlich der neusten Errungenschaften der Regierung, hauptsächlich verwackelte Unfallbilder oder Polizeirazzien populär.

Während ich meine Fischsuppe schlürfe und an meinem Hühnchen knappere - dafür allein bedarf es schon des robusten Magens - sehe ich leblose Körper(teile), Schwerstverletze und diskutierenden Polizisten im TV.

Oftmals geschieht an den Unfallstellen stundenlang nichts, weil keiner wagt etwas zu unternehmen. Dann wird halt fröhlich mit der Handykamera draufgehalten. Ich habe selbst schon mehrfach gesehen, wie alle am Straßenrand filmen und keiner den am Boden liegenden Menschen hilft.

Zu allem Überfluss werden die "Nachrichten" dann noch durch ständige Einblendungen der Sponsoren - gerne Biermarken, Versicherungen oder obskure Gesundheitstinkturen - begleitet.

Mir gefällt der ironische Unterton, wenn ich auf der Einblendungen unterhalb der Blutlachen lese: "Ganzberg - the more you drink it, the better it tastes"

Für den Fall, das mir mal was passiert, habe ich mir inzwischen drei Optionen überlegt:

a) Unfallopfer: Ich streife mir rasch ein T-Shirt der Oposition über - dann werde ich nämlich verpixelt

b) Unfallverursacher: Ich schreie "khnhom ban phoek sra bier ganzberg chraenpek" in die Kamera ("Ich habe zuviel Ganzberg Bier getrunken.")

c) Augenzeuge: Ich grüße gekonnt in die Kamera die Verwandtschaft und wünsche mir "Atemlos" von Helene Fischer