Kein gutes Beispiel der Etym-Theorie

Alle Großen bleiben Kinder. Ich kenne keinen einzigen wirklich Großen, der erwachsen ist.
Alle Großen bleiben Kinder. Ich kenne keinen einzigen wirklich Großen, der erwachsen ist.

Es gibt bei uns in der Familie oft unterschiedliche Erzählweisen zu ein und demselben Vorkommnis. Das macht das bloggen oft schwierig, denn ich kann ja immer nur eine Wahrnehmung aufzeichnen. Manchmal führt das zu Irritationen im Rest der Familie.

 

Gestern war mal wieder so ein Ereignis. Rita hat ein Ticket nach Deutschland gekauft. Sie fliegt spontan diesen Mittwoch nach Frankfurt und ist 2 Wochen in Lübeck, Köln, Wuppertal etc.

 

Warum?  Ich zeige alle vier Sichtweisen auf:

Spielzeugland

Jonathan meint, wegen den anstehenden Geburtstagen von ihm und seiner Schwester, muss sich nun seine geliebte Rita auf eine lange Reise ins Spielzeugland machen. Denn mit dem chinesischen Plastikmüll, den es hier zu erwerben gibt, sei es nun fast unmöglich, leuchtende Kinderaugen zu produzieren. Und weil ihm die Aussicht auf seinen Geburtstag wie eine große Verheißung daher kommt, ist er bereit die traurige Nachricht zu akzeptieren. Rita fliegt nach Deutschland.

 

Fußballland

Wegen der derzeitigen Fußball Weltmeisterschaft und der Tatsache, dass man diese hier nur mitten in der Nacht in einem ruckelnden, schlecht erkennbaren Internetvideo verfolgen kann, meint Nouchine, dass sich ihre geliebte Rita auf eine lange Reise ins Fußballland macht. Denn von hier aus kann sie unmöglich ihr umfangreiches Wissen („Wir sind wieder wer.“, „Ganz klar, Schwalbe“, „Über links gibt das nichts“ etc.) unter die Menschen bringen. Und weil die Aussicht auf einen WM Titel in Nouchines Augen von großer Wichtigkeit ist, kann sie akzeptieren, dass Rita für 14 Tage nicht bei uns ist.

 

Shoppingland

Ich glaube, das Rita in den letzten Monaten ihren Tchibo, Lidl und Aldi (Süd und Nord!) Newsletter nicht gekündigt hat, spricht Bände. Das wenige Einkaufsangebot hier ist dann auch noch von dem schlimmen Verdacht unterwandert, dass es nur gefälscht ist. Der treu blickende rosa Chemieaffe der Vietnam Airlines, den die Kinder bei dem Hinflug im Sommer bekommen haben, hat Rita endgültig überzeugt. Eine Fluggesellschaft, die soviel Komfort, Sicherheit und Flugspaß auf einmal bietet, ist alleine eine Reise wert. Und weil die Aussicht auf eine rundum entspannte Rita wichtiger ist, als all der Stress der 14 Tage Strohwitwer seins, kann ich akzeptieren, dass sie an diesem Mittwoch losfliegt.

 

Vaterland

Die Wahrheit ist, dass Ritas Vater im letzten Jahr am 24. Juni seinen 80sten Geburtstag wegen eines Todesfalls im engen Freundeskreis nicht feiern konnte. Er holt es in diesem Jahr nach. Dieter ist der einzige in unseren beiden Familien, dem wir einen 11stündigen Flug nicht mehr zutrauen können. Rita hat panische Flugangst und wir werden sie sehr vermissen. Aber am Ende, nach Tagen des ringen mit sich selbst, hat sie gestern gebucht. Am 18.06. geht es hin, am 04.07. ist sie zurück. Pünktlich zum Geburtstag der Kinder, pünktlich zum Finale.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sylvi (Montag, 16 Juni 2014 20:33)

    und ich reservier schon mal einen tisch im höttchen!!!

  • #2

    Lisa (Dienstag, 17 Juni 2014 15:17)

    Passend zu diesem Eintrag quäl ich mich gerade durch einen Text (besser ein 288-seitiges Buch) über interkulturelles Handeln und bin prompt in diesem Moment an der Stelle angekommen, wo es um die Fähigkeit geht, sich in andere Hineinzuversetzen.
    Soll ich dir das Kapitel für die zukünftig objektivere Blogeinträge mal schicken? ;)