Waise/Weise

Der Sprachlehrer von Rita hat immer wieder gute Ideen den Unterricht durch "Praxistest" etwas lebendiger zu gestalten. Vor ein paar Tagen ging es mit dem Kurs in eines der unzähligen Waisenhäuser hier in Phnom Penh.

 

Rita war beeindruckt und verabredete sich sogleich mit dem Lehrer noch einmal, um in dieser Woche ein paar Geschenke und Spenden der Kursteilnehmer vorbei zu bringen. Es war ein sehr bewegender Besuch.

Bis vor ein paar Jahren konnten Ausländer höchst unkompliziert in Kambodscha Kinder adoptieren. Daher hat sich eine gewisse Waisenindustrie gebildet. Einige Eltern gaben ihre Kinder ab oder "verkauften" sie, damit diese dann ein besseres Leben im Westen haben konnten.

Inzwischen akzeptieren viele Länder die kambodschanischen Adoptionsunterlagen nicht mehr und der Boom hat sich ein wenig gelegt. Doch nach wie vor sind die Waisenhäuser gut gefüllt. Für viele Eltern ist es weiterhin schlichtweg nicht möglich ihre Kinder durch den Tag zu bringen, geschweige denn für etwas Grundschulwissen zu sorgen.

 

In den Häusern müht man sich das Beste aus der aussichtslosen Lage für die jungen Kinder zu machen. Wer Glück hat, landet in einem gemeinnützigen Haus, das mit den wenigen Spendengeldern ein würdevolles Aufwachsen unterstützt. Im schlechteren Fall verbergen sich hinter den Betreiber Familienclans, die die Kinder professionell betteln, stehlen oder sich prostituieren lassen. Rita hat mit unseren Kindern noch gleich am Abendbrottisch Pläne geschmiedet, wie man den Kindern ein wenige helfen kann.

Derweil hatten sich meine Zahnschmerzen der letzten Woche in eine veritable Kieferentzündung rund um meinen Weisheitszahn entwickelt. Der Zahnarzt meines Vertrauens, ein deutscher Auswanderer, der hier seit 20 Jahren kambodschanische Zahnärzte ausbildet, hat mich dann sogleich "notoperiert".

 

Mit seiner Physiognomie und Muskelkraft von Meister Proper gesegnet, war im Nu der Knochen angesägt und der Zahn heraus gehebelt. Ich darbe vor Schmerzen in der Hitze, von der Familie unbemerkt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ledermäuse (Mittwoch, 04 Juni 2014 15:45)

    An dieser Stelle möchten Nouchine, Jonathan und Rita ihr Unverständnis kurz kundtun. Die letzte Äußerung führen wir auf eine hohe Dosis nichtsteroidaler Antirheumatika in Dariushs Blutkreislauf zurück. Gute Besserung nach Battambang!