Anlässlich des 20. Jahrestags der deutschen Wiedervereinigung, startete das Studentenwerk Braunschweig einen Kunstwettbewerb zum selbigen Thema. Damals habe ich noch an der Universität Hildesheim studiert und just in dem Moment in dem ich am AStA Mitteilungsbrett den Aufruf las, wanderte mein Blick auf das nebenstehende Tauschregal.
Dort lagen zwei ineinander verschlungene Glasvasen. Diese rasch zur Hälfte mit Wasser befüllt gab ich dann unter dem Titel „Tränen der Freude, Tränen der Trauer“ ab.
Es versteht sich von selbst, dass ich den mit immerhin 2.000 DM dotierten Hauptpreis gewann. In der Begründung der Fachjury stand u.a., das Objekt verleihe „der Thematik eine besondere Präsenz und einen deutlichen Nachklang". Ich habe mich derweil mehr über das präsente Geld gefreut.
In den Jahren davor und danach ist somit mein Kunstverständnis gereift. Solange man als Kunstschaffender eine kerzengerade Haltung zu seinem eigenen Mist hat, findet man immer jemanden der aus Scham über das Unverständnis oder eben ehrlicher Freude Begeisterung für das Werk zeigt.
Somit bin ich im Geiste an all den Kunstläden in der 178 Straße verbunden. Hier findet sich, mit Ausnahme von 3 bis 4 nach alter kambodschanischer Handwerkskunst arbeitenden, eine Vielzahl von kleinen Geschäften, die scheußlichsten Wartezimmerkitsch anbieten.
Die mit Öl- und Wasserfarben verwurstelte Fließbandware besticht durch ihr ausgewogenes Fehlen von jeglicher eigener Idee. Die potenten Geldgeber verlangen nach großspurigen Familienporträts, süßlicher Landschaftsverklärung und Sonnenuntergangsromantik des vergangenen Khmer-Reiches.
Aber verkauft werden kann, was gefällt. Solange es nur besonders präsent ist und deutlich nachklingt.
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Kilian (Donnerstag, 15 Mai 2014 19:36)
An der Stelle muss ich mal anmerken, dass Euer Blog bis hin zu den Untertiteln der Fotos ebenfalls ein ganz großes Meisterstück ist. (Natürlich aber ausdrücklich NICHT in dem hier beschriebenen Sinn ...)