Früher musste ich bis um 2 Uhr nachts aufbleiben um wenigstens die ersten Eindrücke der Oscar-Nacht mitzube- kommen, heute verhält es sich ähnlich mit der Bundestagswahl. Es war sogar ähnlich glamourös.
Auf Einladung der Deutsche Botschaft durften Rita und ich mit ein paar anderen Exil-Deutschen und dem neuen deutschen Botschafter im hiesigen Kulturzentrum eine Wahlparty feiern.
Es gab gepflegten Small-Talk und Getränkecoupons (jeder nur zwei) sowie allerlei Adhoc-Analysen. Ich hatte mich am Vortage stundenlang bei Spiegel Online in die Thematik eingelesen, was Rita sehr belustigt zur Kenntnis nahm.
Wir haben also bis 23 Uhr unserer Zeit gefiebert - warum genau wissen wir selbst nicht -, die Hochrechnung in Augenschein genommen und sind dann erschöpft nach Hause gefahren. Statt Annemarie Warnkross, Steven Gätjen und Lena Gercke gab es also diesmal Bettina Schausten, Theo Koll und Caren Miosga.
Wahrscheinlich waren wir auch so aufgeregt, weil wir diesmal erhebliche Mühen auf uns genommen hatten an der Wahl teilzunehmen.
Am 16. August gab es per E-Mail Newsletter der Deutschen Botschaft Phnom Penh die Auskunft, das man um an der Wahl teilzunehmen die folgenden Schritte unternehmen muss:
- Eintragung in das Wählerverzeichnis für die Bundestagswahl bei der zuletzt gemeldeten Gemeinde (also Köln), per Briefpost, ein 7-seitiger Antrag (ist kein Witz), Eingangsfrist 01. September
- danach bekommt dann die Briefwahlunterlagen per Briefpost geschickt
- und dann diese wiederrum per Briefpost bis zum 22. September zurück senden
Ein sehr vergnügliches, kosten- und zeitintensives Verfahren. Man müsste schon sehr abgebrüht sein, den ganzen Mist einfach per Mail an einen Freund zu senden und ihn dann alles nach Köln schicken zu lassen. Als Belohnung hätte man dann die Stimme anbieten können. Aber wie gesagt, das wäre schon sehr oscarreif gewesen.