Mit Bernd, einem Freund und ehemaligen Arbeitskollegen, Essen zu gehen war schon immer eine heikle Angelegenheit. Er ist ein grundgütiger Mensch mit einem großen Herz, aber mit seiner ehrlichen Meinung und Situations- einschätzung kann er schlecht hinterm Berg halten. Luther hätte sein Gefallen an ihm gefunden.
So konnten wir in all den gemeinsamen Jahren in Lübeck nie zweimal ins selbe Restaurant zum Mittag essen gehen, weil es immer irgendetwas gab, was dringend verbessert und der gesamten Mannschaft unverzüglich mitgeteilt werden mußte.
Eines meiner prägendsten Erinnerungen ist ein Besuch im Ohana gewesen, bei sich Bernd minutenlang lautstark über das Vorhandensein von Kartoffelstücken in seinem Currygericht wunderte.
Ich denke oft daran zurück, denn Serena, eine unserer beiden Haushaltshilfen, kocht regelmäßig für uns. Leckere Gurkensuppen, wunderliche Nudel-Gemüse-Mischungen und eben auch die herrlichsten Currygerichte - jedes Mal mit Kartoffeln.
Da merke ich dann immer, dass auch ich nicht vor diesem "Heimweh" gefeit bin, der vor allen Dingen Nouchine so manchem Abend unglücklich in ihr Bett sinken lässt. Das kleine Herz mag nicht mal mehr telefonieren, weil sie ihre Großeltern, Onkel Fifi, Kea, Frida, Kilian, Jolanda und Emil etc. so sehr vermisst.
Und bei mir sind es dann auch eher banale Auslöser, die mich denken lassen: "Was würde ich darum geben jetzt mit Bernd in einem dieser "Korean Barbecue Restaurants" entlang der Straße hier zu gehen und dabei zuzuschauen, wie er die Prozessabläufe auseinander nimmt und optimiert (ungefragt) während ich mir den Bauch vollschlage."