Der alte August

Ein Wirbelkind
Ein Wirbelkind

Der erste Monat ist rum, jeder von uns ist ein kleines Stück gewachsen.

 

Jonathan hat in den ersten Tagen in Phnom Penh beschlossen, dass es nun an der Zeit ist, keine Windeln mehr zu tragen.

Ohne Windeln ist sein Becken und sein Gang jetzt natürlich viel schmaler. Er tänzelt wie ein junger Nurejew durch die Flure und wackelt mit seinen neuen Unterhosen durch die Luft.

 

Seitdem er sich einmal auf dem Rückweg von der Toilette verlaufen und uns im Haus nicht wiedergefunden hat, fordert er nun jedes Mal eine Begleitung an. Es ist ein Schauspiel für sich, ihn dabei zu beobachten wie er versucht nicht in das grosse Toilettenbecken zu plumsen. Da sitzt er nun vor einem und ist schon drei Jahre alt.

 

Nouchine hatte es Anfangs schwer sich an den neuen Kindergarten zu gewöhnen. Alle sprachen englisch und jetzt sollte sie hier mit ihrem Bruder alleine durch den Tag kommen, dass erschien ihr nicht sonderbar attraktiv. Dabei war sie auch für Jonathan immer soetwas wie ein Gradmesser, wenn sie beim Abschied weinte, tat er das auch; wenn nicht, dann war auch Jumbo ganz ruhig.

 

Inzwischen hat sich so eine gewisse Routine gebildet. Wenn ich die Kinder bringe, dann bleibe ich "eine Runde noch" - wie Jonathan sagt. Ich schaue ihnen beim klettern und toben zu und lasse mich dann "bis zum Tor" bringen, der himmelblauen Grenze zwischen Kinderspaß und Hauptstadtdreck.

 

Nouchine gibt mir dann tapfer einen Kuss und dreht sich sofort um. Wahrscheinlich damit ich nicht sehe, dass sie weint. Sie will tapfer sein und ist es auch. Da steht sie nun und ist schon sechs Jahre alt.

 

Rita wirbelt. Wie ihre Mutter, wie ihr Sohn kennt sie keine Ruhe. Sie telefoniert, kocht und bespielt die Kinder gleichzeitig. Sie stöbert auf dem Markt und vergleicht kritisch die Kosistenz der Drachenfrüchte. Sie erörtert Preise für Rattanbetten, TukTuk Fahrten und Internetanschlüsse.

 

Da wirbelt sie nun, und sieht noch immer aus wie sechsundzwanzig.